„Gleichstellung ist keine Selbstverständlichkeit“

Was bedeutet heutzutage Gleichstellung und wie sicher sind die Errungenschaften der Vergangenheit? Darüber haben sich rund 20 Interessierte beim „Grünen Tee im Grünen Laden“ am 13. August 2025 unterhalten. Neben zahlreichen Interessierten aus der Zivilgesellschaft haben auch Katja Meier, Mitglied des sächsischen Landtages und ehemalige Staatsministerin der Justiz und Demokratie, Europa und Gleichstellung, sowie Saskia Joos, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, darüber diskutiert.

Den Auftakt der Veranstaltung bildete die Eröffnung und gemeinsame Besichtigung der Ausstellung „Frauen im geteilten Deutschland“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Die Ausstellung zeichnet ein eindrucksvolles Bild der Lebensrealitäten, Herausforderungen und politischen Errungenschaften von Frauen in Ost- und Westdeutschland und lädt zum Nachdenken über Gleichstellung damals und heute ein.

In ihrem Grußwort sprach Saskia Joos, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, über ihre Arbeit.

In ihrem digitalen Grußwort betonte Saskia Joos, dass Gleichstellung nur dann greifbar werde, wenn sie als intersektionelle Aufgabe verstanden werde, also als eine Aufgabe, die sich auch auf ganz verschiedene Themen wie bspw. Verkehr, Gesundheit und Pflege erstreckt.
Gleichzeitig steht die Gleichstellung derzeit sowohl auf kommunaler als auch auf Landesebene unter Beschuss. So sollte im Kreistag in den kommunalen Satzungen die geschlechtergerechte Sprache wieder gestrichen und ausschließlich die männliche Form verwendet werden – was jedoch durch das fraktionsübergreifende Engagement der Frauen im Kreistag verhindert werden konnte. Zudem wird versucht, die Gleichstellungsbeauftragten unter dem Vorwand der „Bürokratieminderung“ abzuschaffen: Auf Landesebene arbeitet das Innenministerium hierzu an einem sogenanntenKommunalfreiheitsgesetz, das u.a. die Abschaffung der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten vorsieht.

„Gleichstellung ist keine Selbstverständlichkeit. Was einmal erkämpft wurde, kann auch wieder verloren gehen – deshalb müssen wir weiter aktiv bleiben.“

Katja Meier, MdL und Staatsministerin der Justiz und Demokratie, Europa und Gleichstellung a.D.
Katja Meier, MdL und Staatsministerin der Justiz und Demokratie, Europa und Gleichstellung a.D., sprach über aktuelle Herausforderungen im Bereich Gleichstellung.

Katja Meier sprach im Anschluss über die landespolitische Gleichstellungsarbeit und hob hervor, dass vermeintlich gesicherte Errungenschaften heute wieder in Frage gestellt werden. Deshalb sei es heutzutage umso wichtiger, für Gleichstellung einzutreten. In diesem Zusammenhang verwies sie auf Bündnisgrüne Erfolge bei den vergangenen Haushaltsverhandlungen, die einen radikalen Einschnitt im Bereich Gleichstellung verhindert haben. Ebenfalls ein Erfolg stellen das 2024 eingeführt Sächsische Gleichstellungsgesetz sowie die Mentoring-Programme für Frauen in der Landesverwaltung als auch explizit im Bereich Justiz dar. Letzteres trägt bereits Früchte: Der Anteil an Frauen in Führungspositionen in den Justizvollzugsanstalten ist von 5,6 auf 50 Prozent gestiegen.

„Mich hat besonders gefreut, dass so viele unterschiedliche Menschen zusammengekommen sind — von jungen Mitgliedern der Grünen Jugend bis zu langjährigen Grünen. Dieser generationsübergreifende Austausch macht Mut.“

Ines Kummer, Co-Sprecherin des Kreisverbandes.

Es folgte eine lebhafte und angeregte Diskussion im Plenum. Die Teilnehmenden tauschten sich zu sozialen Normen, zur Sichtbarkeit von Frauen in Gesellschaft und Politik und zur Bedeutung von Gleichstellung vor Ort aus. Dabei wurde deutlich: Gleichstellung ist keine Nebensache, sondern eine Voraussetzung für eine gerechte und zukunftsfähige Gesellschaft.

Die Ausstellung „Frauen im geteilten Deutschland“ ist noch mehrere Wochen im Grünen Laden, Schloßstraße 4, Pirna, zu den Öffnungszeiten zu sehen.

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